„Was fällt Dir leicht?“ – Unterschätzte Frage für gesunde Führung.
Gesunde Führung - Führung & Gesundheit - Der unbekannte Einfluss der Führungskraft

Gesunde Führung wird immer bedeutender: Die Krankenquoten sind seit 2007 kontinuierlich gestiegen. Der Grund liegt vor allem in psychischen Erkrankungen. Zahlreiche Gesundheitsmodelle zeigen uns aber, was wir als Führungskraft tun können, um gegenzusteuern. In diesem Beitrag möchte ich auf Stärkenorientierung und die Frage eingehen, was dem Mitarbeitenden leicht fällt.

Kernaussagen

  • Gesunde Führung beginnt im Kopf – nicht beim Obstkorb.
    Wer Menschen gesund führen will, sollte bei Wahrnehmung, Haltung und Kommunikation ansetzen.
  • Die Frage „Was fällt dir leicht?“ ist ein unterschätzter Hebel.
    Sie macht individuelle Talente sichtbar – und wirkt vorbeugend gegen Überforderung.
  • Stärken entstehen dort, wo Wissen, Können und Talent zusammenkommen.
    Talente erkennt man daran, was Menschen leichtfällt, nicht daran, was sie oft oder gern tun.
  • Wer seine Stärken einsetzen kann, bleibt gesünder.
    Studien zeigen: Stärkenorientierung fördert Engagement, Resilienz – und senkt den Krankenstand.
  • Stärkenorientierte Führung ist konkret umsetzbar.
    Mit Talent-Interviews, passender Aufgabenverteilung und einem neuen Blick auf Entwicklung gelingt gesunde Führung im Alltag.

Gesunde Führung – ein Begriff, den viele sofort mit Obstkörben, ergonomischen Stühlen oder dem BGM verbinden. Doch wer gesunde Führung auf Gesundheitsmanagement reduziert, verkennt ihre eigentliche Kraft: Wirklich gesunde Führung beginnt im Denken, im Wahrnehmen und im Handeln von Führungskräften. Eine zentrale Frage kann dabei zum Schlüssel werden:

Was fällt Dir leicht?

Diese scheinbar simple Frage berührt einen tiefen Kern stärkenorientierter, menschenzentrierter Führung. Sie fördert nicht nur Motivation und Leistung, sondern schützt auch vor Überforderung, Erschöpfung und innerer Kündigung. Kurz: Sie ist ein unterschätzter Hebel für gesunde Führung.

Gesunde Führung beginnt bei echter Stärkenorientierung

Viele Führungskräfte haben gelernt, Defizite zu erkennen und zu korrigieren. Wer Schwächen benennt, gilt als aufmerksam und leistungsorientiert. Doch dieser Fokus greift zu kurz. Im Übrigen ist der Blick auf Schwächen und Normabweichungen archaisch begründet: Wir mussten auf alles Negative, Unnormale, Schwache achten – damit wir überlebten. Doch diese Zeiten sind vorbei – das genetische Programm aber noch lange nicht. 

Stärkenorientierung meint nicht, Defizite zu ignorieren. Sie bedeutet, den Blick systematisch auf das zu richten, was Menschen gut können – und noch mehr: auf das, was ihnen leichtfällt. Wer starke Mitarbeitende haben möchte, schaut auf das, was leichtfällt und wo die Stärken liegen.

In meinem Verständnis ist eine Stärke das Produkt aus: Wissen × Können × Talent.

Und Talent? Das zeigt sich genau dort, wo Menschen sagen: „Das ist doch nichts Besonderes.“ Oder: „Das mache ich einfach so, ohne groß nachzudenken.“ Talente erkennt man nicht an dem, was Menschen besonders oft tun oder gern tun, sondern an dem, was ihnen leichtfällt.

Im Übrigen lassen sich die Faktoren Wissen und Können als Teile der Stärken in den meisten Fällen auch nachträglich noch erwerben. Talente sind aber angeboten bzw. frühkindlich erworben und lassen sich kaum noch entwickeln, wenn sie nicht schon angelegt sind.

Gesunde Führung – ein Blick in die Wissenschaft

 

Führung wirkt auf die Gesundheit – das belegen zahlreiche Studien. Die Positive Psychologie (Seligman, PERMA-Modell) zeigt: Menschen, die ihre Stärken im Alltag einbringen können, sind öfter im Flow, erleben mehr Sinn und sind insgesamt widerstandsfähiger.

Eine Untersuchung von Gallup zeigt: Mitarbeitende, die ihre Stärken regelmäßig einsetzen können, sind nicht nur engagierter, sondern auch deutlich seltener krank.

Auch neurologisch lässt sich das erklären: Wenn Menschen im Bereich ihrer Talente arbeiten, verbraucht ihr Gehirn weniger Energie. Es entstehen positive Emotionen, weil Dinge besser gelingen, Dopamin wird ausgeschüttet, das Stresserleben sinkt. Die Arbeit kostet weniger Kraft und gibt im besten Fall sogar Energie zurück. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

Die betriebliche Realität: Warum viele Talente unentdeckt bleiben

Obwohl das Wissen um die Kraft der Stärken längst verfügbar ist, bleibt die Realität oft defizitorientiert. In Jahresgesprächen geht es um Zielabweichungen, in Meetings um Fehler, in der Personalentwicklung um Lücken.

Dabei könnten gerade die unscheinbaren Talente die größten Potenziale freilegen. Doch viele Mitarbeitende können ihre Talente nicht benennen. Warum? Weil es eben leichtfällt, und weil niemand danach fragt.

Ein typisches Beispiel: Eine Führungskraft merkt, dass eine Mitarbeiterin immer wieder still und präzise komplexe Prozesse strukturieren kann. Statt zu fragen, was ihr daran leichtfällt, werden zusätzliche Aufgaben draufgelegt – bis zur Überlastung.

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Gesunde Führung: Was fällt dir leicht?

Diese Frage ist mehr als eine freundliche Geste. Sie ist ein Instrument echter, gesunder Führung und äußerst nachhaltiger Personalentwicklung

Sie hilft:

  • Talente zu entdecken, die bislang im Verborgenen lagen.
  • Ressourcen zu stärken, bevor es zu Erschöpfung kommt.
  • Entwicklungsgespräche neu zu denken, jenseits von Kompetenzmatrizen.
  • Verantwortung klüger zu verteilen.
  • Eine Mitarbeiterin, die sagt: „Ich verliere mich richtig in Excel-Analysen, das geht mir leicht von der Hand“ – die sollte nicht primär Kundenpräsentationen halten, sondern ihre analytische Stärke vertiefen können.

Drei Praxisimpulse für gesunde, stärkenorientierte Führung

Talent-Interviews einführen

Führe regelmäßig Gespräche mit gezielten Fragen:

  • Was fällt dir leicht?
  • Wobei vergisst du die Zeit?
  • Wofür kommen andere zu dir, obwohl du es nie offiziell gelernt hast?

Aufgaben stärkenbasiert zuordnen

Beziehe die Stärken deiner Mitarbeitenden in die Aufgabenverteilung ein. Wer seine Talente leben darf, bleibt gesünder und motivierter. Gesunde Führung strebt konsequent danach.

Entwicklung neu denken

Verabschiede dich von der Idee, Schwächen zu kompensieren. Entwicklung beginnt mit dem, was schon da ist. Mit Leichtigkeit, nicht mit Mühsal.

Reflexionsfragen für gesunde Führung

  • Wann habe ich zuletzt gefragt: Was fällt dir leicht?
  • In welchen Rollen oder Aufgaben dürfen meine Mitarbeitenden ihre Talente zeigen?
  • Wo arbeite ich gegen diese Talente, vielleicht unabsichtlich?
  • Was fällt mir selbst leicht? Und nutze ich das bewusst in meiner Führung?

Gesunde Führung beginnt mit echter Wahrnehmung.

Die Frage „Was fällt dir leicht?“ öffnet den Raum für Würdigung, Entwicklung und Motivation. Sie ist kein Luxus, sondern ein überraschend einfacher, aber extrem wirksamer Hebel für gesunde Führungskultur.

Interesse an mehr?

Du willst gesunde Führung in deinem Team etablieren? In meinem Leadership-Training Führung & Gesundheit erfährst du, wie du neurologische Erkenntnisse praktisch nutzen kannst, um Motivation, Leistung und vor allem die Gesundheit Deiner Mitarbeitenden nachhaltig zu fördern.

Wenn Du wirklich die Krankenquote senken möchtest, delegiere das nicht an die Personalabteilung.

Haben Sie Fragen?

  • Schreiben Sie Ihre Frage gerne unten in die Kommentare. Oder:
  • Schreiben Sie mir eine eMail unter [email protected].

Teilen Sie gerne auch Ihre persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema in den Kommentaren.

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