Projektion – Abwehrmechanismus mit Entwicklungspotenzial
Projektion bietet Entwicklungspotenzial

Projektion ist ein Abwehrmechanismus, in dem Menschen unbewusst Affekte und Impulse, ja sogar Charaktereigenschaften auf ein Gegenüber übertragen. Wir unterstellen Anteile unseres eigenen Selbst anderen Menschen, auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir reklamieren, beklagen oder bestrafen sogar das Verhalten im Anderen, obwohl wir die Neigung in uns Selbst tragen. Wie geschieht das? Und, können wir daraus etwas lernen und für unsere eigene Entwicklung nutzen?

Was ist Projektion?

Projektion ist ein psychologischer Abwehrmechanismus, der uns ermöglicht, unangenehme Gefühle und Konflikte bei uns selbst zu vermeiden. Der Begriff bezieht sich auf die Tendenz, eigene unerwünschte Eigenschaften, Gedanken oder Gefühle anderen Personen zuzuschreiben. Anstatt diese unangenehmen Aspekte an uns selbst zu erkennen, projizieren wir sie auf andere, um uns selbst zu entlasten. Dieser Mechanismus dient dazu, unser Selbstbild aufrechtzuerhalten und unser Ego zu schützen. Zum Beispiel kann jemand, der Schwierigkeiten hat, seine eigenen Ängste anzuerkennen, diese Ängste auf andere projizieren und sie als ängstlich oder unsicher wahrnehmen. Auf diese Weise können wir uns selbst von der Verantwortung für unsere eigenen Emotionen und Eigenschaften distanzieren.

Projektion als Mechanismus zur Vermeidung von unangenehmen Gefühlen und Konflikten

Projektion ist ein psychologischer Abwehrmechanismus, der es uns ermöglicht, unangenehme Gefühle und Konflikte zu vermeiden. Dieser Mechanismus beruht darauf, dass wir unsere eigenen unerwünschten Aspekte, Gefühle oder Eigenschaften auf andere Menschen oder Situationen übertragen. Indem wir diese unangenehmen Teile von uns selbst auf andere projizieren, schützen wir uns vor der Konfrontation mit ihnen und konzentrieren uns stattdessen auf andere Menschen.

Projektion ermöglicht es uns, unsere eigene Unvollkommenheit zu verdrängen und uns stattdessen auf die vermeintlichen Mängel anderer zu fokussieren. Indem wir unsere eigenen negativen Gefühle auf andere übertragen, befreien wir uns von der Verantwortung für diese Gefühle. Es ist eine Art Selbsttäuschung, bei der wir uns selbst als unschuldig und fehlerfrei wahrnehmen, während wir die Schuld und den Fehler bei anderen suchen.

 

Arten von Projektion

Es gibt verschiedene Arten von Projektion, positive und negative. Positive Projektionen beziehen sich auf die Tendenz, positive Eigenschaften und Erfahrungen auf andere zu projizieren. Zum Beispiel kann jemand, der glücklich ist, sein Glück auf andere projizieren und sie als glücklich und erfüllt wahrnehmen. Dies kann soweit gehen, dass wir unser eigenes Glück nicht mehr wahrnehmen, es bei anderen aber bewundern. 

Negative Projektionen hingegen beziehen sich auf unerwünschtes Verhalten oder negativ erlebte Eigenschaften. Wir beklagen die Unpünktlichkeit unseres Kollegen oder unserer Mitarbeiterin und sind aber selbst oft unpünktlich. Beide Arten helfen uns, unsere eigene Selbstwahrnehmung zu beeinflussen. Leider kommt es dabei auch hier in der Regel zu Verfälschungen der eigenen Selbstwahrnehmung.

Wie können wir Projektion nutzen?

Projektion hat das Potenzial, dass wir selbst uns weiterentwickeln und lernen. Indem wir uns bewusst machen, dass wir projizieren, beginnen wir, unsere eigenen unangenehmen Gefühle und Eigenschaften anzuerkennen und zu akzeptieren. Wir lernen, unsere eigenen Ängste, Unsicherheiten und Schwächen zu überwinden, anstatt sie auf andere zu projizieren. Dieser Prozess erfordert Selbstreflexion und Bewusstsein.

Wenn wir positive Eigenschaften und Gefühle auf andere projizieren, können wir uns von ihnen inspirieren lassen und neue Potenziale in uns selbst entdecken. Projektion kann uns ermutigen, uns an den Stärken und Erfolgen anderer zu orientieren und uns selbst zu motivieren, diese ebenfalls zu erreichen. Es ist eine Art des Lernens und der Weiterentwicklung, bei der wir uns von anderen inspirieren lassen und neue Facetten unserer Persönlichkeit entdecken.

Wenn wir uns bewusst werden, dass unsere Projektionen oft auf unseren eigenen ungelösten Konflikten oder unerfüllten Bedürfnissen beruhen, beginnen wir, uns mit diesen Aspekten auseinanderzusetzen. Indem wir unsere Projektionen reflektieren und hinterfragen, erkennen wir, welche ungelösten Themen in uns selbst liegen und welche Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung und Veränderung bestehen.

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Quellen und Nutzen der Projektion

Insbesondere negative Projektionen haben tiefer liegende Ursachen:

  1. Wir projizieren negativ erlebtes Verhalten auf Andere und können so unser eigenes Verhalten im anderen bestrafen. Das schützt unser Wertesystem. Wir bestrafen also zum Beispiel Oberflächlichkeit und Ungenauigkeit beim Mitarbeitenden, weil uns Perfektionismus treibt. Sich dessen bewusst zu werden, hilft uns, über unseren Wert Perfektionismus nachzudenken und zu überlegen, ob dieser überhaupt gerechtfertigt ist oder die 80-20-Regel viel effizienter ist.
  2. Wir projizieren negativ erlebtes Verhalten auf Andere, weil wir uns gerne auch so verhalten würden, „man“ das aber nicht tut. Hier handelt es sich um aufgesetzte Werte, gegen die wir selbst am liebsten verstoßen würden. Wenn das dann ein anderer tut, müssen wir das natürlich reklamieren und ggf. bestrafen. Hier liegt der Nutzen für uns selbst darin, zu reflektieren, mit welchen Überzeugungen wir unterwegs sind, die bei neutraler Betrachtung falsch sind. 
  3. Positive Eigenschaften oder positiv erlebtes Verhalten bei anderen hat oft mit erlernter Hilflosigkeit zu tun. Wir bewundern Stärken und positive Eigenschaften beim anderen, fühlen uns aber selbst eher minderwertig. Typisch ist dabei, dass wir unsere eigenen Stärken nicht genügend wahrnehmen. Hier hilft es, aus der Projektion eine Initiative abzuleiten, die eigenen Stärken zu reflektieren und sie weiter auszubauen.

Kernfrage zur Reflexion

Für Ihre persönliche Entwicklung ist es hilfreich, wenn Sie Ihre Wahrnehmungen unter den zuvor dargestellten Aspekten beleuchten. Damit will ich nicht sagen, dass die Ursache für zu kritisierendes Verhalten immer bei Ihnen liegt. Wenn der Mitarbeitende unpünktlich ist und er den Ablauf dadurch stört oder verzögert, so ist das mit dem Mitarbeitenden zu klären. Ich meine hier eher eine zusätzliche Frage, die Sie für Ihr eigenes Wachstum nutzen können. Und diese Frage lautet:

Was hat das mit mir zu tun?

Mit dieser Frage stellen Sie fest, ob es neben dem zu reklamierenden Verhalten auch Anteile in Ihnen selbst gibt. Dies kann zur Reflexion Ihrer eigenen Werte dienen, aber auch der Überprüfung von internalen Überzeugungen. Menschen, und insbesondere Führungskräfte, die hier ehrlich mit sich selbst sind, generieren so überdurchschnittliches Wachstum in der zwischenmenschlichen Kommunikation und damit in der Führung von Mitarbeitenden.

Außerdem gibt es noch einen weiteren Nutzen. Sobald uns unser eigener Anteil bewusst wird, lösen sich Blockaden auf. Dies durfte ich bereits mehrfach in meinen Seminaren und Coachings erleben. Nutzen Sie einfach viel häufiger die Frage, was es mit Ihnen zu tun hat, wachsen Sie weiter und lösen Sie Blockaden. Sie werden verwundert sein, was dann alles möglich ist.

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