
Misstrauen und Kontrolle – Folge für das Belohnungssystem
Misstrauen, oft durch Kontrolle erzeugt, wirkt hemmend auf das Belohnungssystem des Mitarbeitenden.
Menschen sind soziale Wesen, sie suchen nach Verbundenheit. Zahlreiche Studien belegen das. In der Unternehmenspraxis ist von dieser Erkenntnis kaum etwas angekommen. Dabei sind emotional gebundene Menschen motivierter, erfolgreicher, gesünder und deutlich weniger wechselwillig.
Schauen Sie in die Gruppe Ihrer Mitarbeiter: Wie hoch ist die Motivation jedes einzelnen? Ich mache gerne für jeden Mitarbeiter auf einer Skala von 0 (keine Motivation und destruktiv) bis 10 (höchst engagiert) einen Strich oder Punkt. Die meisten Führungskräfte kommen auf eine Normalverteilung. Dabei liegen von 10 Mitarbeitern ein bis zwei auf 9 oder 10, zwei Mitarbeiter auf 0, 1 oder 2 und der Rest verteilt sich auf 3 bis 8.
Das Gallup-Institut berechnet für die emotional ungebundenen Mitarbeiter eine entgangene Wirtschaftsleitung von jährlich bis zu 120 Mrd. €. Pro Verantwortungsbereich mit 10 Mitarbeitern sind das ca. 28.000 €.
Menschen wollen dazu gehören. Es gibt vielfältige Gründe, warum Menschen sich unbedeutend oder ausgeschlossen fühlen. Viele dieser Gründe liegen unmittelbar in diesem Menschen. Mangelndes Selbstwertgefühl ist beispielsweise so ein Grund. Wenn ein Mensch in einem nicht so guten Umfeld aufwächst, in dem es als Kind niemals genügt und das Gefühl entwickelt, nicht bedeutsam zu sein, entstehen innere Überzeugungen von fehlendem Selbstwert. Aus diesem Grund wird auch der Erwachsene sich nirgends zugehörig fühlen, auch nicht am Arbeitsplatz. Dann macht er vielleicht Dienst nach Vorschrift, um seine „Brötchen zu verdienen“. Echtes Engagement entwickelt sich nicht.
Weitere Gründe liegen im Verhältnis zu den Arbeitskollegen und zum Vorgesetzten. Vielleicht ist der „Typ“ etwas sperrig oder wenig gesprächig. Niemand macht sich die Mühe, mehr als nötig mit ihm zu sprechen oder mit ihm zusammenzuarbeiten. Die wahren Stärken solcher Mitarbeiter werden ganz oft nicht erkannt – unentdecktes Potenzial.
Mitarbeiter mit einer hohen emotionalen Bindung sind laut Gallup-Studie doppelt so stark motiviert, wie Mitarbeiter ohne emotionale Bindung. Trotz dieses offenen Geheimnisses, nutzen Führungskräfte viel zu wenig die Möglichkeiten, diese Mitarbeiter emotional zu binden. Häufig finden sich unter ihnen echte Experten mit enormem Know how – leider völlig verkannt.
Die Mitarbeiter mit geringer Bindung bringen im Vergleich zu Mitarbeitern mit hoher Bindung ein Drittel weniger Leistung. Und das betrifft zwei Drittel Ihrer Mitarbeiter! Hier liegt ein unbeschreibliches Potenzial. Und das können Sie heben und entwickeln.
Da hatte ich diese Mitarbeiterin angeboten bekommen, die die Nachbarabteilung nicht haben wollte. Teilzeit, Mutter, falsche Stelle. Sie machte Dienst nach Vorschrift. Dennoch war man unzufrieden mit ihr. Ich übernahm sie, gab ihr ein eigenständiges Aufgabengebiet, glaubte an sie – was sie selbst nicht mehr tat – und sagte ihr, dass ich mich freue, dass sie da ist. Was macht Sie? Eines Tages fragt sie mich, ob sie einen Tag frei haben könnte, sie hätte da eine Prüfung. Sie hatte nebenbei und auf eigene Kosten die Ausbildereignungsprüfung gemacht und jetzt die Abschlussprüfung. Sie war eine hoch motivierte, lernwillige und super engagierte Mitarbeiterin, für die ich heute noch unendlich dankbar bin.
Warum wird diese so einflussreiche emotionale Bindung kaum genutzt. Einer der Hauptgründe scheint darin zu liegen, dass ihre Bedeutung unterschätzt wird. Bezogen auf den Einfluss auf Gesundheit beispielsweise schätzen Menschen soziale Unterstützung und Integration als am unbedeutendsten ein, während nicht rauchen als besonders gesundheitsförderlich eingeschätzt wird. Studien zeigen jedoch, dass soziale Bindung den stärksten Einfluss auf die Gesundheit hat. Dahinter rangieren nicht zu rauchen, wenig Alkohol zu trinken, Sport und körperliche Aktivität.
Diese Frage ist eindeutig mit JA zu beantworten. Hier sind Führungskräfte in einer ganz entscheidenden Rolle. Liegt beispielsweise die fehlende emotionale Bindung in einem geschwächten Selbstwertgefühl, hilft es, den Mitarbeiter immer wieder in kleinen Erfolgen zu bestätigen und auch dem Team diese Leistung zu zeigen. Ganz oft hilft, dem Mitarbeitenden eine herausfordernde Aufgabe zu ergeben, so dass er oder sie sich selbst als wertvoll erlebt.
Durch Corona hat sich mobiles Arbeiten und Home Office deutlich stärker etabliert. Technische und methodische Schwierigkeiten sind super schnell gemeistert worden. Und alle haben daran konstruktiv mitgewirkt. Dennoch zeigte eine Studie der AOK zur Arbeit im Home Office bereits vor Corona, dass die psychische Belastung um 40 Prozent höher ist. Mittelfristig werden sich erhebliche Auswirkungen zeigen. Aber wie kann man die emotionale Bindung von Mitarbeitern aufrecht erhalten bzw. fördern, wenn wir sie kaum sehen? Ein paar Möglichkeiten habe ich zuvor bereits genannt. Schwerpunktmäßig gehe ich in meinem eTraining LIVE Remote Leadership – Emotionale Bindung auf Distanz darauf ein. Und diese Führungskompetenzen funktionieren nicht nur auf Distanz.
Neurologische Führung hilft Mitarbeiter zu verstehen und zu inspirieren. In diesem Training verstehen Sie, wie Menschen denken und sich motivieren. Sie trainieren, diese Prozesse zu nutzen für ein inspirierendes Führungsverhalten – wertschätzend und leistungsorientiert.
Marcus Hein ist Experte für Neurologische Führung, hat über dreißig Jahre Führungs- und fast 20 Jahre Trainings- und Coachingerfahrung. Er ist Autor der beiden Bücher „Remote Leadership“ und „Neurologische Personalauswahl“ und zahlreicher Fachartikel. Er engagiert sich für eine inspirierte Arbeitswelt, in der Menschen aufblühen und über sich hinauswachsen.
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