Die Haltung exzellenter Führungskräfte
Exzellenz in der Führung

Kennen Sie Menahem Pressler? Zu seinem 100. Geburtstag veröffentlichte BR Klassik eine kleine Dokumentation seiner Arbeit. Darin gab es ein paar Aussagen, die mich sehr berührt haben und die so viel mit der Haltung exzellenter Führungskräfte zu tun haben, dass ich sie in diesem Beitrag teilen und besprechen möchte.

Menahem Pressler war Konzertpianist und Klavierlehrer auf höchstem Niveau. Er war sehr bescheiden und gleichzeitig glasklar und fokussiert auf das, was er wirklich wollte. Diese Haltung wird auch von exzellenten Führungskräften gepflegt. 

Haltung in der Musik

Menahem Pressler sagt in der zitierten Dokuemtation, dass man lieben muss, was man tut. Wenn man nicht liebt, was man tut, will man nur bekommen: mehr Applaus, mehr Auszeichnungen und mehr Geld. Davon bleibt jedoch nichts.

Die Dokumentation zeigt einen Unterrichtsausschnitt. Pressler unterbricht die Schülerin, für Aussenstehende vielleicht etwas schroff, und sagt: „Das ist nicht das, was er [der Komponist] sagt. Das ist das, was Du sagst. Was Du sagst, ist nicht von Bedeutung.“ Er erklärt das: Das, was der Komponist sagte, würde die Zeit überdauern. Das was Du sagst nicht.

Sein Rat an Klavierschüler ist: Du musst lieben, was Du tust. Wenn Du nicht liebst, willst Du nur bekommen. Du willst Ehre und Applaus, Doch in Wahrheit bringt Applaus gar nichts. Aber wenn Du liebst, was Du tust, gibst Du Dich, gibst Du von Dir und Du gibst Dich selbst. Dann gehen Zuhörer aus dem Konzert und sagen: „Ich wusste gar nicht, wie schön diese Musik ist.“

Der Musikpädagoge und Dirigent Kurt Thomas (1904 – 1973) sagt sinngemäß sehr klar: Wenn Du als Dirigent Applaus bekommst und die Leute sagen, wie toll Du dirigert hast, ist es ein Misserfolg. Aber wenn die Zuhörer die wunderschöne Komposition von Mozart oder Debussy loben, dann hast Du alles richtig gemacht.en. 

Das Video mit und über Menahem Pressler finden Sie hier.

Haltung in der Führung

Ich habe seit den 1980er Jahren viele Führungskräfte beobachtet. Die meisten waren sich selbst wichtig, machten ihr eigenes Ding und der eigene Lebenslauf, das Einkommen, die Anzahl der Mitarbeitenden oder der Firmenwagen standen im Zentrum. Sie vermittelten den Eindruck, dass ohne sie die Firma nicht existieren könne. Selbst Mitarbeitende waren von diesem Eindruck ergriffen und haben sich gefragt, wie es ohne diese Führungskraft weitergehen soll. Waren diese Führungskräfte dann in Rente oder schieden aus anderen Gründen aus dem Unternehmen aus, ging es einfach weiter und zwei Wochen später sprach man nicht einmal mehr von ihnen.

Doch es gab Ausnahmen: In den 1980er und 90er Jahren gab es bei Thyssen den Hochofen-Chef Dr. Peters. Er war der Hochofen-Pabst und für ihn war der Hochofen das Allerwichtigste und nicht der Ruhm. Ich kann mich an nahezu keinen anderen Namen von Top-Führungskräften aus dieser Zeit erinnern, aber an seinen. Er bleibt und er hat etwas geschaffen, dass seine berufliche Tätigkeit weit überdauert. Er liebte das, was er tat. Im Übrigen: Sein Sohn wurde Nachfolger – Begeisterung steckt an.

Bodo Janssen, Inhaber und Geschäftsführer von Upstalsboom, sagte einmal, dass Führung eine Dienstleistung ist und er die Pyramide umdreht. Ganz unten steht die Führung und sie sorgt dafür, dass die Mitarbeitenden jeweils an ihren Plätzen das Optimale tun und tun können. Es geht also nicht um den Chef, es geht um die Sache.

In einem großen Dienstleistungsunternehmen in Düsseldorf habe ich viele Key Account-Teams kennengelernt. Eines stach hervor: Die Mitarbeitenden waren begeistert und hatten die geringste Krankenquote. Und der Chef liebte, das was er tat. Er beschäftigte sich auch in seiner Freizeit, im Urlaub und eigentlich immer mit seinem Thema. Er wusste von seinen Mitarbeitenden alles, achtete auf sie und nahm sie auch aus dem Rennen, wenn das notwendig war, um sie zu schützen. Und er begeisterte seine Mitarbeitenden. Hier gab es kaum Konflikte, kein Auf-die-Uhr-schauen. Die Mitarbeitenden dachten mit, stärkten sich gegenseitig, zogen alle an einem Strang.

Haltung in alter und neuer Zeit

Als junger Angestellter hatte ich großen Respekt vor Führungskräften, ja sogar Vorgesetzten-Angst. Wenn der Chef etwas sagte, tat ich es. Ich hielt mich an Regeln selbst dann, wenn sie offensichtlich unsinnig waren. Das macht Führung einfach, aber nicht exzellent.

Mitarbeitende hinterfragen heute mehr und mehr das, was sie zu tun haben. Blinder Gehorsam nimmt immer weiter ab. Das verändert Führung. Jetzt müssen wir erklären, uns selbst rechtfertigen und es ist lange nicht sicher, dass die Mitarbeitenden die Erwartungen erfüllen.

Die Haltung exzellenter Führungskräfte

Wir brauchen zukünftig eine Haltung, die dienenden Charakter hat und in der Führungskräfte das lieben, was sie tun. Das ist natürlich auch das Fachliche. Aber wer exzellent führen will, muss vor allem Menschen lieben. Er muss besessen davon sein, Mitarbeitende wachsen zu lassen, sie zu stärken, sie auf das gemeinsame (die Vision) zu fokussieren und an sie zu glauben. 

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  • Schreiben Sie mir eine eMail unter info@marcus-hein.de.

Teilen Sie gerne auch Ihre persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema in den Kommentaren.

2 Kommentare zu „Die Haltung exzellenter Führungskräfte“

  1. Vor kurzem habe ich in einem Interview für einen Newsletter von Collaparte – Stimmig führen, auch den Aspekt der Haltung als Führungskraft reflektiert. Ich komme zu dem gleichen Schluss. Es kann dennoch nicht immer „Liebe“ zu der Aufgabe sein, denn auch die hat viele Facetten. Hier die „Nicht-Liebe“ angemessen zu kommunizieren, erzeugt wiederum Energie. Die unliebsamen Themen können gemeinsam in der gleichen bewussten Haltung angegangen und erfolgreich erledigt werden.
    Sich als Führungskraft authentisch zu zeigen und sich zu den ungemütlichen Aufgaben zu reiben, erzeugt im Team Energie („Liebe“) nach vorne -auch wenn es klar einfacher ist, die eigene Begeisterung ins Team weiterzugeben.

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