Agilität um jeden Preis?
Agilität - Agil führen

Verfolgt man die Management-Literatur nur oberflächig, so könnte der Eindruck entstehen, dass Agilität DIE Form zukunftsfähiger Führung ist. In zahlreichen Gesprächen der jüngeren Zeit konfrontierten mich einige Unternehmen und Führungskräfte mit der Bitte, sie dabei zu begleiten, Agilität einzuführen. Der Grund für den Unterstützungsbedarf ist immer, dass die Organisation scheinbar zu starr für Agitlitä sei. Doch ist Agilität immer wirklich der richtige Ansatz?

Was ist überhaupt Agilität?

Die Welt, Unternehmen, Verantwortungsbereiche und Prozesse sind heute lange nicht mehr so stabil wie vor ein paar Jahrzehnten. Globalisierung sorgt für Dynamik, Sie müssen extrem schnell reagieren. Agilität bedeutet, Veränderungen zu antizipieren und darauf angemessen zu reagieren. In einer sich immer schneller verändernden Welt ist das oft die einzige Chance, zu überleben. Wandel gab es zwar schon immer, die Zyklen werden jedoch immer kürzer. Ein Segler kennt das und weiß, dass sich die Bedingungen oft sehr schnell ändern können. Festgelegte Prozesse gefährden Boot und Crew. Flexibilität ist gefragt und der aufmerksame Blick aller.

Agilität ist ein Mindset

Inzwischen sind zahlreiche Methoden und Tools entwickelt worden, mit denen es möglich wird, auf diesen schnellen Wandel zu reagieren. Allerdings sehe ich in allen diesen Werkzeugen eine immense Gefahr: Wir vergessen allzu leicht, dass es um ein dynamisches Umfeld geht und heute entwickelte Methoden und Tools morgen möglicherweise nicht mehr funktionieren.

Viel wichtiger, als all diese Werkzeuge, ist das richtige Mindset. Dieses Mindset lässt sich am besten mit „open minded“ beschreiben. Jeder in der Organisation muss immer und gleichzeitig einen Blick auf Prozesse und Veränderungen haben. Jeder trägt gleichermaßen die Verantwortung. Damit dieses Mindset funktioniert, braucht es eine Voraussetzung, nämlich eine Vision. Diese Vision muss heute extrem viel klarer sein, als das vielleicht noch vor 20 Jahren nötig war.

Vision – Das Warum

Führungskräfte im mittleren Management verweisen gerne auf übergeordnete Ebenen, die für die Vision zuständig sind. Doch das ist nicht richtig. Jede Führungskraft muss unbedingt eine Vision für ihren Verantwortungsbereich definieren. Auch wenn es übergeordnet keine Vision gibt, muss jede Führungskraft den berühmten „Arsch in der Hose“ haben und eine eigene Vision entwickeln und definieren. Erst wenn die Vision klar ist, kann jeder einzelne Mitarbeiter schauen, ob sein Tun zu der Vision beiträgt oder von der Vision weg bringt. Agilität ohne Vision ist Spielerei.

Und wenn die Vision klar ist, ist dann Agilität das richtige Werkzeug?

Bei weitem nicht. Ich möchte Ihnen hier die Stacey-Matrix vorstellen, die Orientierung gibt. Sie ist von Ralph Douglas Stacey (* 10. September 1942 in Johannesburg) entwickelt worden. Er ist ein britischer Organisationstheoretiker und Professor für Management an der Hertfordshire Business School.

Leadership Training

Leadership-Training Neurologische FührungNeurologische Führung

Dein Führungsverhalten verändert alles – wenn Du verstehst, wie Menschen wirklich ticken. – Dieses Leadership-Training ist Dein nächster Entwicklungsschritt zur exzellenten Führungskraft: fundiert, praxisnah, transformierend.

Hier gibt es mehr Informationen …

Sobald das WARUM klar ist, schauen wir uns Mission (das WAS) und die Strategie (das WIE) an. Sind beide klar und stabil, braucht es keine agilen Methoden sondern Standards und stabile Prozesse, sowie Effizienz. Sind beide extrem unklar und/oder instabil, helfen auch hier kaum agile Methoden weiter. Jetzt ist man in einer Situation, die dem Segeln bei dichtem Nebel entspricht. Man tastet sich Meter für Meter vor. Wenn aber Mission und Strategie in groben Zügen klar, aber nicht sonderlich stabil sind, dann hilft Agilität. Jetzt kann man ausprobieren, Ergebnisse messen und angemessen reagieren. Und das müssen keine ausgegliederten Startups oder Labs sein. Das lässt sich auch innerhalb Ihres Verantwortungsbereiches realisieren.

Agilität ist keine Wunderwaffe, sondern sollte gezielt und professionell eingesetzt werden. Und Sie sehen auch, dass es nicht immer gut ist, Agilität in einem ganzen Verantwortungsbereich einzuführen. Als Personalleiter habe ich Personaladministration, Entgeltabrechnung, Personalentwicklung, Personalstrategie und Personalcontrolling zu verantworten. Es macht keinen Sinn, Administration und Abrechnung agil zu führen. Hier gibt es klare und stabile Prozesse. Geht es jedoch um Change- und  Transformationsprozesse, die zu begleiten und zu gestalten sind, ist Agilität ein gutes Werkzeug.

Wie gehen Sie konkret vor?

  1. Schaffen Sie eine klare Vision Ihres Verantwortungsbereiches (meine Lieblings-VISION für den Bereich Human Resources ist derzeit: Human Resources ist Wertschöpfer.)
  2. Klären Sie das Was und das Wie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern.
  3. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter Mission und Strategie hinsichtlich Klarheit und Stabilität einschätzen.
  4. Entscheiden Sie dann den Methodenansatz bzw. -mix.

Agilität und agil führen ist Teil der Neurologischen Führung, denn sie ist individuell und situationsspezifisch.

Haben Sie Fragen?

  • Schreiben Sie Ihre Frage gerne unten in die Kommentare. Oder:
  • Schreiben Sie mir eine eMail unter [email protected].

Teilen Sie gerne auch Ihre persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema in den Kommentaren.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge und Impulse …

Grundprinzipien Neurologische Führung - So gelingt Führung
Marcus Hein

Ergebnisorientierung – Grundprinzip wirksamer Führung

Die Neurologische Führung folgt 9 Grundprinzipien. Eines dieses Prinzipien ist Ergebnisorientierung. Die meisten Führungskräfte werden zustimmen, dass das ein starkes Prinzip motivierender Führung ist. In der Praxis wird dieses Prinzip jedoch höchst selten angewandt.Ergebnisorientierung liefert das Warum„Herr Hein, wie Sie das machen, ist mir egal. Mich interessiert nur das Ergebnis.“ Diesen Satz hörte ich von

Jetzt lesen ...
Ziel und Zielformulierung
Marcus Hein

Der Hauptgrund, warum Zielformulierungen scheitern.

Wenn Ziele nicht erreicht werden, hat das vielfältige Gründe, auch die Zielformulierung. Und zugegeben, die meisten werden ja erreicht. Und wenn nicht, hat man meist genügend Zeit zu überlegen, warum diese Ziele gar nicht erreicht werden konnten. Außerdem werden in der Regel Ziele oft auch soweit nach unten gesetzt, damit sie mit genügend Puffer für

Jetzt lesen ...
Feedback geben und nehmen - Die WWW-Methode
Marcus Hein

Feedback geben mit der WWW-Methode

Feedback in Form von Kritik und/oder Lob und Anerkennung ist im täglichen und beruflichen Leben unumgänglich. Es ist die kommunikative Äußerung eines Bewertungsprozesses in unserem Gehirn. Leider läuft dieser Prozess – unreflektiert – völlig automatisch ab. Die WWW-Methode hilft, diesen Bewertungsprozess zu reflektieren und wachstumsorientiertes Feedback zu geben. Hier stelle ich die Methode vor. Zunächst

Jetzt lesen ...
Nach oben scrollen
Blog - Leadership-Impulse - MARCUS HEIN - Akademie für Neurologische Führung
Impulsletter abonnieren

Impulse für exzellente Führungskräfte.

Ihre Anmeldung

Angaben mit * sind Pflichtangaben.

 

Mit Angabe meiner Daten und Absenden der Anmeldung erkläre ich mich einverstanden, den hier bestellten Newsletter per E-Mail zu erhalten. Meine Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen. Weitere ausführliche Informationen in der
Datenschutzerklärung

 
Angaben mit * sind Pflichtangaben.