Was willst Du statt Deiner Gewohnheit?
Die meisten sagen: Ich will gerne das Rauchen aufgeben. – Ich frage dann oft: Was willst Du stattdessen. – Meist ist die Antwort: Nicht mehr Rauchen. Die Zielvorstellung ist immer mit dem Rauchen verknüpft. Das Rauchen aufzugeben wird dann erfolgreicher, wenn das Ergebnis in einer positiven Formulierung beschrieben ist. Beispiele dazu:
- Ich gehe zwei Etagen anstrengungsfrei die Treppe hinauf.
- Ich kann wieder Joggen gehen.
- Ich rieche wieder die Düfte der Natur oder eines leckeren Essens.
- Ich schmecke die geschmacklichen Unterschiede verschiedener Gewürze oder Weinsorten.
Gewohnheiten verändern mit den Neurologischen Ebenen
Unser Verhalten ist in verschiedene neurologische Ebenen eingebettet. Robert Dilts hat diese Ebenen entwickelt bzw. formuliert und in seiner Coaching-Praxis Abhängigkeiten zwischen den Ebenen ausgemacht. Ich beschreibe die verschiedenen Ebenen anhand des Beispiels Rauchen. Du kannst das sicher auf jede andere Thematik anpassen.
1. Ebene: Umgebung
Die “unterste” Ebene ist die Umgebung. Ich bin als Raucher zum 1. April 1990 in die Holding gewechselt. In der Stelle davor saß ich in einem Büro mit acht KollegInnen, von denen sechs rauchten – natürlich damals noch im Büro. In meinem neuen Büro saß ich mit einer Nicht-Raucherin zusammen, der Chef im Nachbarbüro – niemand rauchte. Ich auch nicht. Die Umgebung hatte also massiven Einfluss auf mein Rauchverhalten. Wenn Du also Verhalten ändern möchtest, hilft es möglicherweise, Deine Umgebung zu verändern.
2. Ebene: Verhalten
Auf der zweiten Ebene beschreiben wir das Verhalten. Das wäre in unserem Fall Rauchen. Das Verhalten zu ändern wird jedoch von den unter- und übergeordneten Ebenen beeinflusst. Bleiben diese unverändert, wird es schwer, nur isoliert Gewohnheiten zu ändern. Genau das erlebst Du täglich.
3. Ebene: Fähigkeiten, Fertigkeiten
Veränderungen von Gewohnheiten bedeuten manchesmal, zusätzliches Wissen, zusätzlich Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben. In unserem Fall könnte die Gewohnheit Rauchen vielleicht dadurch leichter verändert werden, wenn wir wissen, welche Konsequenzen dieses Verhalten auf unsere Gesundheit hat. In anderen Themen müssen wir vielleicht ein bestimmte Fähigkeit erwerben, um unser Verhalten, unsere Gewohnheiten zu verändern.
4. Ebene: Überzeugungen
“Das Rauchen aufzugeben ist unendlich schwer. Ich glaube, ich werde das nie schaffen.” Wenn Du mit Rauchern sprichst, die das Rauchen aufgeben wollen, hörst Du ganz häufig diesen Satz. Abgesehen davon, dass dieser Satz falsch ist, erzeugt er ein Beharren in der alten Gewohnheit. Veränderung der Gewohnheit wird damit mental zu einem riesigen Berg, der eigentlich nicht zu bewältigen ist. Der Raucher wird weiterrauchen, auch wenn er das “eigentlich” ändern will. Bei gleichbleibenden Überzeugungen wird auch das Verhalten gleich bleiben.
Du kannst ja mal bezogen auf Deine Veränderungsthemen überlegen, welche Überzeugungen Du zu dieser Veränderung hast. Was glaubst Du?
5. Ebene: Identität
Aktuell wäre die Identität “Raucher”. Um eine Veränderung der Gewohnheiten zu erleichtern, stelle ich gerne die Frage: “Wer bist Du?”. Meist wird dann mit der aktuellen Identität geantwortet. Deshalb stelle ich die Frage oft zigmal, bis der Coachee versteht, dass er mit der Identität antworten sollte, die er nach der Veränderung sein will. Sobald die neue Identität bildhaft im Gehirn konstruiert ist, fällt es enorm viel leichter, Überzeugungen und Verhalten zu ändern.
Gewohnheiten machen unsere Identität aus
Wir stellen die Frage, wer wir sind. Und solange wir diese Frage im Hier und Jetzt beantworten, wird unser Verhalten so bleiben, wie es ist. Schlüpfen wir in eine neue Identität, dann werden sich unsere Überzeugungen, unser Wissen, unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten verändern. Damit verändert sich unser Verhalten. Eigentlich ganz einfach – oder?