Von Stress sprechen wir, wenn die Ressourcen überfordert sind, mit Belastungen adäquat umzugehen. Vielleicht erinnern Sie sich, als Sie das erste Mal einen Vortrag halten mussten. Für die meisten ist dieses erste Mal eine sehr herausfordernde Situation und mit Stress verbunden. Sie haben zwar Sprechen gelernt, ob Ihnen aber die richtigen Worte einfallen, die Technik funktioniert oder die Zuhörer wirklich interessiert sind, haben Sie nur mehr oder weniger in der eigenen Hand. Die Homöostase ist gefährdet, also die Selbstheilungs- oder Selbstmanagement-Fähigkeit überschritten. Das innere Gleichgewicht droht zu kippen.
Ein herannahendes Auto ist für die meisten Menschen keine Ursache, um Stress zu entwickeln. Für einen gehbehinderten Menschen kann das aber großen Stress bedeuten. Der grimmige Blick des Chefs ist für Sie unbedeutend. Jemand, der gerade auf einen eigenen Fehler gestoßen ist, ist der Blick des Chefs eine existenzielle Bedrohung.
Daran sehen Sie, dass nicht alleine das Auto oder Blick des Chefs für Stress sorgt, sondern dass es weitere Faktoren gibt, die das eigene Gleichgewicht stören können.
Stressmanagement – Wie entsteht Stress überhaupt?
Über die Frage, wie Stress entsteht, kann man ganze Bücher schreiben. Hier der Versuch einer einfachen Erklärung.
Zunächst gibt es eine Ursache für Stress (Stressor): Der Blick des Chefs, das herannahende Auto oder der bevorstehende Vortrag. Dieser Stressor ist der (potenzielle) Auslöser für Stress. Wir sagen oft: Der Vortrag (oder das schwierige Gespräch mit einem Mitarbeiter) liegt mir quer im Magen oder macht mir Stress. Ein anderer Mensch erlebt dabei überhaupt keinen Stress.
Das was wir als Stress bezeichnen, ist die Stressreaktion. Wir reagieren auf eine bestimmte Situation (real oder imaginiert) mit Reaktionen unseres Körpers. Diese Reaktionen sind sehr individuell: Der eine bekommt Magen-, ein anderer Kopfschmerzen, ein Dritter kommt nicht mehr von der Toilette herunter oder wird aggressiv. Diese Reaktionen sind archaisch, evolutionär im Menschen verankert. Sie alle dienen der Vorbereitung auf Kampf, Flucht oder Erstarrung.
Welches Programm anspringt und ob überhaupt, liegt in einem Bereich unseres Gehirns, auf das wir bewusst keinen Einfluss haben und das, wie ein Computer, durch unsere bisherigen Erfahrungen programmiert ist. Diese Black Box ist der mentale Stressverstärker, in dem der Stressor bewertet wird. Je nach Bewertung wird die Stressursache als dramatisch und bedrohlich eingeschätzt. Die Stressursache wird also verstärkt. Bei einer negativen Bewertung des Stressors, zum Beispiel, weil wir schon hunderte, sehr gelingende Vorträge gehalten oder eine fundierte Rednerausbildung haben, oder weil wir einfach eine „coole Socke“ sind, bleiben wir völlig gelassen.