Systemisches Coaching: Problemlösung und Entwicklungsinstrument
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Coaching hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Coaches kommen auf den Markt, teilweise extrem spezialisiert für ganz konkrete Situationen und Ziele. Für viele Führungskräfte ist es dennoch oft ein unscharfer Begriff: Ist das Beratung? Training? Therapie? Oder einfach ein gutes Gespräch? Vielfach herrscht auch die Meinung, dass man ein Problem haben oder kaputt sein muss, um Coaching zu benötigen. Ich möchte in diesem Beitrag aufklären und informieren.

Kernaussagen

  • Coaching ist kein Ratschlag, sondern ein Entwicklungsinstrument zur Erweiterung von Denk- und Handlungsspielräumen.
  • Systemisches Coaching betrachtet nicht nur die Person, sondern auch deren Umfeld und Wechselwirkungen.
  • Ein guter Coach aktiviert Ressourcen, stellt Fragen und stärkt Eigenverantwortung.
  • Qualität erkennt man an Ausbildung, Methodenkompetenz, Haltung, Transparenz und persönlicher Passung.
  • Coaching hilft Führungskräften, Muster zu erkennen, Perspektiven zu wechseln und wirksamer zu führen.

Was ist überhaupt Coaching?

Der Coaching-Begriff ist nicht geschützt. Das bedeutet, dass jeder den Begriff auf seine Visitenkarte schreiben kann und dann Coach ist. Coaching-Verbände drängen darauf, den Begriff zu schützen und umfangreiche Ausbildungen zur Grundlage der Berufsausübung zu machen. Dafür sprechen zahlreiche Argumente. Andererseits gilt auch hier: Wer heilt hat Recht. Aber heilt der Coach überhaupt?

Wikipedia sagt zum Begriff Coaching: „Methodisch bezeichnet das Wort strukturierte Gespräche zwischen einem Coach und einem Coachee (Klienten) z. B. zu Fragen des beruflichen Alltags (Führung, Kommunikation, Organisation und Zusammenarbeit). Die Ziele dieser Gespräche reichen von der Einschätzung und Entwicklung persönlicher Kompetenzen und Perspektiven über Anregungen zur Selbstreflexion bis hin zur Überwindung von Konflikten mit Mitarbeitern, Kollegen oder Vorgesetzten. Dabei fungiert der Coach als neutraler, kritischer Gesprächspartner und verwendet je nach Ziel Methoden aus dem gesamten Spektrum der Personal- und Führungskräfteentwicklung.“

Ich verstehe Coaching als ein Entwicklungsinstrument. Es geht nicht darum, Ratschläge zu erteilen, sondern darum, Denk- und Handlungsspielräume zu erweitern, um Entwicklungen zu ermöglichen und Hindernisse und Probleme zu überwinden. Es geht nicht darum, dass der Coachee ein Problem wie in einen Automaten einwirft und die fertige Lösung erhält. Wie geht das genau?


Was macht Coaching aus?

  • Ressourcen aktivieren: Coaching geht davon aus, dass die Lösungen von Problemen immer im Coachee selbst liegen – sie müssen nur sichtbar gemacht werden. Oft können wir auf entsprechende Ressourcen nicht zugreifen. Die Gesprächstechnik des Coaches aktiviert die eigenen Ressourcen, was in einem systemischen Verständnis ganz entscheidend ist. Darauf gehe ich gleich noch ein.
  • Reflexion ermöglichen: Durch Fragen und Perspektivwechsel entstehen Klarheit und neue Handlungsoptionen. Wie schnell ist man in ein Problem festgefahren, so dass nicht genügend Handlungsoptionen gesehen werden. Dabei geht es ganz oft um die eigene Persönlichkeit, die uns Grenzen setzt.
  • Verantwortung stärken: Im Coaching übernimmt die Führungskraft die Verantwortung für ihre Entscheidungen und Wege. Coaches sind zwar oft verleitet, mal schnell eine Lösung für das Problem zu nennen – was in Ausnahmefällen auch okay ist. Gerade themenerfahrene neigen zu sehr dazu dazu. Doch dabei entstehen ganz überwiegend keine Lösungen, die in das System des Coachees passen. Ein guter Coach stärkt also die Verantwortung des Coachees und fördert die Entwicklung eigener Wege und Lösungsideen.

Systemisches Coaching – der ganzheitliche Blick

Besonders wirksam ist das systemische Coaching, das nach meiner Auffassung nicht den kürzesten, aber einen nachhaltigen Weg beschreitet. Hier steht nicht der Coachee als Einzelperson isoliert im Mittelpunkt, sondern die Wechselwirkungen in ihrem Umfeld. Fragen wie:

  • „Welche Auswirkungen hätte diese Entscheidung auf Ihr Team?“
  • „Welche unausgesprochenen Regeln beeinflussen Ihr Handeln?“
  • „Welche Muster wiederholen sich – und welche möchten Sie durchbrechen?“
  • „Wenn Sie jetzt … praktizieren, wie wirkt sich das auf das Verhalten Ihrer Mitarbeiters vermutlich aus?“

Systemisches Coaching lädt dazu ein, den eigenen Kontext zu verstehen und zu gestalten. Es geht also nicht nur um Selbstreflexion, sondern auch um den Einfluss auf andere. Es stellt sicher, das möglichst alle bewussten und vor allem unbewussten Wechselwirkungen einer scheinbar guten Lösung mit bedacht werden. Aus diesem Grund dissozieren wir in Coachings auch oft, in dem wir fragen: „Wenn Ihr Schornsteinfeger davon wüsste, was würde der empfehlen?“ Das löst oft Denkblockaden und lässt neue Optionen und Lösungen finden.

 

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Woran erkennt man gutes Coaching?

Da Coaching kein geschützter Begriff ist, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Ein paar Kriterien helfen bei der Auswahl:

  1. Ausbildung und Hintergrund: Seriöse Coaches verfügen über eine fundierte Ausbildung (z. B. systemisches Coaching, zertifizierte Institute) und kontinuierliche Weiterbildung. Und auch hier gilt, dass teuerste Ausbildungen und Zertifikate keine Garantie für Deinen Coaching-Erfolg sind. Ich persönlich kenne viele Coaches, die keine teuren Zertifikate nachweisen können, als Coach aber brillante Arbeit leisten.
  2. Methodenkompetenz: Ein guter Coach kennt verschiedene Methoden und setzt sie flexibel ein – nicht nach Schema F. Gerade im Coaching ist die Methodenvielfalt groß.  Ein guter Coach muss aber nicht alle beherrschen. Aber, wer nur einen Hammer hat, für den sind alle Probleme Nägel. Das wird der individuellen Problematik nicht gerecht.
  3. Haltung: Coaching ist kein Besserwissen, sondern echtes Interesse. Ein guter Coach stellt Fragen, statt Ratschläge zu erteilen. Ein besonderes Kriterium ist die lethologische Begabung oder Haltung: Ich als Coach verstehe gar nichts – ich kann nur Fragen stellen.
  4. Dauer des Coaching: Wie lange dauert ein Coaching? Diese Frage ist nicht zu beantworten. Ich habe schon Coachings erlebt, die nach dreißig Minuten mit besten Ergebnissen zu Ende waren. Doch das ist die Ausnahme. In 90 Minuten lässt sich viel erreichen, wenn es um ein isoliertes Thema geht. Oftmals sind es im Leadership-Coaching mehrschichtige Themen, die nicht in einer Session abzuarbeiten sind. 
  5. Zielklärung und Transparenz: Ziele, Rollenklärung und Vertraulichkeit werden von Beginn an klar definiert. Ganz oft liegt bei meinen Clienten in einer tiefen Zielklärung bereits die Lösung oder ein wesentlicher erster Entwicklungsschritt. Auch wenn der Arbeitgeber des Coachees das Coaching bezahlt, gilt immer Vertraulichkeit. Der Coach berichtet keine Details aus den Sessions, wenn das nicht mit dem Coachee abgesprochen ist. Vertraulichkeit ist oberstes Gebot.
  6. Persönliche Passung: Am Ende entscheidet die persönliche Ebene. Vertrauen und gegenseitige Sympathie sind Voraussetzung für erfolgreiche Zusammenarbeit. Dabei muss der Coach nicht unbedingt bequem sein. Eine grundlegende Abneigung hilft aber beiden nicht.

Wie läuft ein systemisches Coaching prinzipiell ab?

Jedes Coaching ist anders, weil der Coachee und auch das jeweilige Thema ein individuelles Vorgehen nötig machen. Dennoch lässt sich eine Grundstruktur einer Coaching-Sitzung zeigen:

  1. Vor- oder Erstgespräch – Schon hier scheiden sich die Geister. Die einen starten sofort in die Coaching-Session, die anderen – so auch ich – führen ein Vorgespräch, in dem ich sondieren möchte, was das Thema ist, ob die Sympathie passt und ob der Coachee einfach nur eine Lösung haben will oder ob er gleichzeitig wachsen möchte. Auch der zukünftige Coachee kann Fragen stellen und die Passung zum Coach für sich klären. Findet kein Vorgespräch statt, dann sollte kein längerlaufendes Coaching-Paket ohne Ausstiegsklausel vereinbart werden.
  2. Einstieg ins Gespräch – Hier, im eigentlichen Start des Coachings, geht es um Ankommen und Vertrauensaufbau. Wenn nötig wird auch der Ablauf besprochen.
  3. Problemaufnahme – In dieser Phase spricht der Coachee über sein Problem. Viele Coachees ergehen sich lange in ihrem Problem, stürzen in eine Problem-Trance, in der sie sich im Problem baden und beginnen, es fast angenehm finden. Ich leite immer sehr schnell zum nächsten Schritt über – denn im Problem findest Du keine Lösung.
  4. Leadership-Coaching MARCUS HEINVom Problem zum Ziel„Was willst Du stattdessen?“ Damit leite ich die Zielformulierung ein. Diese darf ganz bestimmten Gütekriterien entsprechen und dieses Ziel darf kritisch hinterfragt werden. Denn oft ist das Ziel nicht das Ziel des Coachees sondern das des Chefs.
  5. Auftragsklärung – Hier klärt sich noch einmal, wer der eigentliche Auftraggeber ist und was der Auftrag des Coachees ist. Dieser Schritt schafft Klarheit im Miteinander.
  6. Lösungsfokussierung – Hier werden Kriterien erarbeitet, die ein gutes Ziel oder eine gute Lösung erfüllen müssen.
  7. Lösungserarbeitung – Schließlich geht es darum eine gute Lösung zu erarbeiten und vor allem zu überprüfen, inwieweit sie in das System des Coachees passt. Wir gehen gedanklich, Aus- und Wechselwirkungen durch und Du überlegst Dir Wege der Umsetzung.
  8. Maßnahmen – Zum Schluss entwickelst Du konkrete Maßnahmen, was bis wann von Dir umgesetzt werden wird. Auch diese werden nach Gütekriterien abgesichert.

Warum systemisches Coaching für Führungskräfte wichtig ist

Führungskräfte stehen oft im Spannungsfeld zwischen Erwartungen von oben, Bedürfnissen des Teams und den eigenen Werten. Ein Coach hilft, den Blick zu weiten, eigene Muster zu hinterfragen und Handlungsoptionen zu entwickeln – ohne fertige Lösungen vorzugeben.

Coaching kann auch bei beruflichen Entwicklungsschritten und einem Karrieresprung helfen – vorbereitend und begleitend. 

So wird Coaching zu einem Entwicklungsinstrument auf Augenhöhe, das nicht nur Probleme löst, sondern Führung nachhaltig stärkt und die Führungskraft sich weiterentwickeln lässt.

In meinen Coachings ist mir immer wichtig, den Coachee nicht nur isoliert zu einer Problemlösung zu bringen, sondern ihn gleichzeitig wachsen zu lassen. Ich lehne Abhängigkeit vom Coach unbedingt ab und sorge dafür, möglichst schnell in die eigene Handlungsfähigkeit zu kommen.

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