Einflüsse, um Krankenstand zu senken
Wollen sie den Krankenstand nachhaltig senken, gibt es eine Reihe an Forschungsrichtungen, die interessante Erkenntnisse liefern. Diese will ich nachstehend kurz vorstellen.
Salutogenese
Salutogenese ist ein Konzept aus der Gesundheitsforschung, das sich mit der Entstehung und Erhaltung von Gesundheit beschäftigt. Im Gegensatz zur klassischen Pathogenese, die sich auf die Ursachen von Krankheiten konzentriert, fragt die Salutogenese: Was hält Menschen gesund? Der Kern dieses Modells ist das Kohärenzgefühl – ein tiefes Verständnis dafür, dass das Leben sinnvoll, verstehbar und bewältigbar ist. Faktoren wie soziale Unterstützung, eine sinnstiftende Tätigkeit und ein positives Mindset tragen dazu bei, Gesundheit aktiv zu fördern. Neurowissenschaftlich zeigt sich, dass ein starkes Kohärenzgefühl das Stresssystem reguliert, die Immunabwehr stärkt und somit langfristig zu mehr Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit führt.
Resilienz
Resilienz beschreibt die psychische Widerstandskraft eines Menschen, also seine Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sich trotz Rückschlägen weiterzuentwickeln. Sie basiert auf einem Zusammenspiel aus genetischen, neurologischen und psychologischen Faktoren sowie Umweltbedingungen. Zentral für Resilienz sind Schutzfaktoren wie ein stabiles soziales Umfeld, eine optimistische Grundhaltung, Selbstwirksamkeit und die Fähigkeit, Stress aktiv zu regulieren. Neurowissenschaftlich betrachtet spielt die Plastizität des Gehirns eine entscheidende Rolle: Durch gezielte Erfahrungen und Training können resiliente Denk- und Verhaltensmuster gestärkt werden. Resilienz ist daher keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Kompetenz, die sich entwickeln und fördern lässt.
Psychoneuroimmunologie
Die Psychoneuroimmunologie ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das die Wechselwirkungen zwischen Psyche, Nervensystem und Immunsystem untersucht. Sie zeigt, wie Gedanken, Emotionen und Stress biologische Prozesse beeinflussen und damit die Immunabwehr stärken oder schwächen können. Chronischer Stress oder negative Emotionen können beispielsweise zu einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol führen, was die Immunfunktion unterdrückt und das Risiko für Krankheiten erhöht. Umgekehrt können positive Emotionen, soziale Verbundenheit und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit das Immunsystem stärken und die Gesundheit fördern. Die Psychoneuroimmunologie ist damit ein wichtiger Forschungsbereich für die Salutogenese und die Resilienzförderung.
Epigenetik
Epigenetik beschreibt die wissenschaftliche Erkenntnis, dass unsere Gene nicht starr sind, sondern durch Umweltfaktoren, Erlebnisse und Verhaltensweisen beeinflusst werden. Anders als klassische Genetik, die nur die vererbten DNA-Sequenzen betrachtet, zeigt die Epigenetik, dass bestimmte Gene durch chemische Prozesse an- oder abgeschaltet werden können – ohne dass sich die eigentliche DNA verändert. Stress, Ernährung, Bewegung oder soziale Beziehungen hinterlassen epigenetische Spuren und beeinflussen damit langfristig unsere Gesundheit und Resilienz. Besonders spannend: Diese Veränderungen können teilweise an die nächste Generation weitergegeben werden. Damit liefert die Epigenetik ein biologisches Fundament für Konzepte wie Salutogenese und Resilienz, denn sie zeigt, dass gesundheitsfördernde Gewohnheiten nicht nur unser eigenes Wohlbefinden, sondern auch das unserer Nachkommen positiv beeinflussen können.