Oft laden Unternehmen dann einen renommierten Motivationsguru zu einer Veranstaltung ein, der die Mitarbeiter in Schwung bringen soll. Hilft das? Für den Moment vielleicht, aber nicht auf Dauer.
Motivation und Inspiration – Begeisterung – Tschakka
Es gibt einen Trugschluss, dem viele aufsitzen: Echte, dauerhafte Motivation, die vielleicht auch über eine schwierige Zeit hinweg trägt, hat nichts mit Begeisterung und Tschakka zu tun. Sie können einmal pro Woche über glühende Kohlen laufen. Das erzeugt einen kurzfristigen Motivationsschub und Sie sind energetisiert. Dauerhaft bewirkt dies aber gar nichts. Ganz im Gegenteil: Der Absturz in die Normalität wird nur umso härter.
Social Media verstärkt den Eindruck, dass alles laut, groß, schnell, schrill und bunt sein muss. Das Stille geht scheinbar unter, es wird kaum wahrgenommen. Ich beobachte das in der Trainerszene ein: Die besonders lauten Trainer und Speaker sind oft wieder schnell verschwunden. Sie bieten keine Substanz, sondern wiederholen eine provokante Botschaft nur immer wieder und möglichst laut.
Was bewirkt nachhaltige Motivation?
Simon Sinek nennt in einem seiner Bücher Steve Balmer und Bill Gates als Beispiele und sicher würden sich genügend andere finden. Steve Balmer ist laut, springt auf die Bühne und präsentiert ein neues Produkt mit einer riesigen Show. Bill Gates war rhetorisch nicht sonderlich begabt. Aber er inspirierte die ganze Welt mit einem Erfolg, den Sie vermutlich auf Ihrem Schreibtisch und auch zu Hause täglich sehen können.
Steve Balmer braucht für das, was er tut, unglaubliche Energie. Er energetisiert seine Zuhörer durch eine Show. Doch diese Energie ist flüchtig. Bill Gates hat Charisma, er inspiriert die Menschen nachhaltig, sogar weit über seine aktive Zeit hinaus.
Was ist der Unterschied? Bill Gates hatte eine glasklare Vorstellung von seinem Warum: „A personal computer in every home running Microsoft software.“ Und es ist beispielhaft für alle großen, dauerhaft erfolgreichen Führungskräte, dass sie eine glasklare Vorstellung von dem haben, was ihr Warum ist.
Inspiration: Mein Warum
Die letzten Wochen haben mir Dank Corona viel Zeit gegeben, um über mein Warum nachzudenken. Ich habe mich gefragt, warum ich das tue, was ich tue. Viele Gespräche mit Führungskräften haben mich inspiriert. Ich stellte mir die Frage, wofür ich jeden Morgen aus dem Bett springen wollte, was mich nachhaltig motivieren würde und was größer ist, als ich selbst. Und hier ist die Antwort:
Eine Arbeitswelt voller Inspiration.
Schauen Sie in die Autos in der Rush-Hour, betrachten Sie Menschen in der U-Bahn oder dem Bus auf dem Weg zur Arbeit: Lauter Menschen, die alles andere als motiviert erscheinen. Die meisten freuen sich morgens schon auf den Feierabend, montags schon auf das Wochenende und auf den nächsten Urlaub. 85 Prozent aller Mitarbeiter machen Dienst nach Vorschrift oder haben innerlich gekündigt. Wollen Sie das? Wollen Sie solche Mitarbeiter? Ich will das nicht mehr!
Ich habe für eine Arbeitswelt entschieden, in der Menschen (Mitarbeiter wie Führungskräfte) hoch motiviert für ihren Job brennen. Müssen Sie deshalb durch die Gegend hüpfen und Tschakka rufen? Müssen Sie Energie in Ihre Mitarbeiter pumpen. Müssen Sie Ihre Mitarbeiter elektrisieren? Nein. Denn Inspiration geht viel tiefer.
Vor ein paar Jahren habe ich eine ähnliche Idee einmal in eine Geschichte verpackt am Ende eines Seminars erzählt. Ein gestandener, älterer Geschäftsführer sitzt in der ersten Reihe, ich schaue ihn an und sehe Tränen (der Inspiration) in den Augen. Das Seminar endet mit Standing Ovation. Mich hat das sehr berührt.