
Probleme lösen als Lösungsunterstützer
Oft übernehmen Führungskräfte die Rolle des Problemlöseautomaten. Das hat fatale Folgen – für Führungskraft und Mitarbeiter.
Ein Teil Ihrer Mitarbeitenden ist anschlussmotiviert. Die Anschlussmotivation gehört zu den Big Three der Motivationspsychologie nach McClelland. Anschlussmotivierten Mitarbeitenden ist das Miteinander wichtig, sie sind wahre Teamplayer und unterstützen Andere. Sie selbst nehmen sich dabei oft weit zurück.
Für das Anschlussmotiv ist das Bindungshormon (auch Kuschelhormon) Oxytocin verantwortlich. Für hohe Motivation wirken hier zwei Kräfte: Der Wunsch, dazuzugehören (anstrebend) und die Angst vor Zurückweisung und aus dem Team ausgeschlossen zu sein. Gerade der letzte Aspekt ist bei vielen anschlussmotivierten Mitarbeitenden aktuell zu finden, die isoliert im Home Office sitzen und keinen oder sehr wenig Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen haben. Schnell entsteht das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören, vergessen worden zu sein und das ist bei anschlussmotivierten Mitarbeitenden stärker eine Gefahr, als bei macht- oder leistungsorientierten. Die Folgen könnten Überanstrengung und innere Kündigung sein.
Tendenziell besitzen Frauen einen höheren Oxytocinspiegel als Männer. Das hat etwas mit der biologischen Rolle der Frauen als (potenzielle) Mutter zu tun. Kinder überleben nicht, wenn sie nach der Geburt die zuvor neun Monate „trainierte“ Nähe nicht weiter empfinden. Oxytocin motiviert die Mütter, diese Bindung aufrechtzuerhalten. Deshalb ist der Oxytocin-Spiegel normalerweise rund um die Geburt am höchsten. Und deshalb sind es auch eher die Frauen im Team, die für den Zusammenhalt sorgen, an den Blumenstrauß für einen erkrankten Mitarbeiter denken, Gummibärchen parat haben oder ein offenes Ohr für die Anliegen und Sorgen der Kolleginnen und Kollegen.
Anschlussmotivation erkennen Sie, wenn Mitarbeitende aufblühen und engagiert sind, während Sie Dinge mit Kolleginnen und Kollegen, oder vielleicht mit Kunden, gemeinsam erledigen können. Sie zeigen ein eher fürsorgliches Verhalten im Team, kümmern sich um den Anderen, den Zusammenhalt und leiden darunter, wenn jemand das Team verlässt. Sie sind in den Big Three die deutlich emotionaleren Typen, nehmen Emotionen wah und reagieren auch stärker emotional. Gleichzeitig haben sie ein großes Gespür für Stimmungen im Team und sind der Seismograph, der frühzeitig Misstimmungen und emotionale Schieflagen erkennt. Gerade macht- oder leistungsmotivierte Führungskräfte gehen darüber hinweg, obwohl es eine großartige Ressource für ein produktives Miteinander ist.
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Zunächst gilt, dass anschlussmotivierte Mitarbeitende unbedingt den richtigen Job machen müssen. Wenn ein Mitarbeiter mit hoher Anschlussmotivation harte Konflikte mit Kunden austragen muss, scheitert er. Er wäre eher geeignet, die Wogen zu glätten, Konflikte zu schlichten und positive Emotionen aufzubauen. Eine gewisse Anschlussmotivation auf Führungspositionen ist sicher ein wichtiges Motiv, um das Team zu motivieren und zu inspirieren, die Stimmung hochzuhalten und Missstimmungen wahrzunehmen. Dabei darf dieses Motiv aber nicht zu stark ausgeprägt sein, sonst nutzen die Mitarbeitenden dies sehr schnell zu ihrem Vorteil aus.
Geben Sie anschlussmotivierten Mitarbeitenden immer Aufgaben, bei denen Sie eindeutig anderen Menschen einen Dienst erweisen. Das könnten unternehmensinterne Stakeholder sein, aber auch externe. Menschen mit Anschlussmotivation lieben es, anderen zu dienen und empfinden schon diesen Dienst als Lohn der Arbeit. Ergänzt sich das noch durch positives Feedback und Dankbarkeit des Nutznießers, steigert das die Motivation noch einmal.
Darüber hinaus sollten Mitarbeiter mit Anschlussmotivation möglichst selten Aufgaben alleine bewerkstelligen. Stecken Sie diese Mitarbeiter gemeinsam in Aufgaben und Projekte. Natürlich kann es dann auch den berühmten und berüchtigten Zickenkrieg geben. Greifen Sie dabei aber nicht und auf keinen Fall zu früh ein. Die Gefahr besteht nämlich, dass Sie ins Kreuzfeuer geraten, das viele Führungskräfte schon verloren haben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Führung ist, dass Sie mit einer Vision für Ihren Verantwortungsbereich gerade auch für Mitarbeiter mit hoher Anschlussmotivation einen Kristallisationspunkt definieren. Diese Vision wird zu einem gemeinsamen Anliegen, an dem sich alle und insbesondere die anschlussmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter orientieren können. „Wir gemeinsam stehen für …“ Allerdings achten Sie dann bitte rechtzeitig darauf, dass Ihr Verantwortungsbereich nicht zu einem gallischen Dorf wird. Gerade die anschlussmotivierten Mitarbeiter verteidigen mit Haut und Haar den eigenen Bereich, so wie es Eltern für ihr Kind auch tun würden.
Haben Sie weitere Tipps für den Umgang mit Anschlussmotivation? Dann schreiben Sie diese doch gerne jetzt gleich in die Kommentare und lassen Sie andere Leser davon profitieren.

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